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Mallki

Noch immer befinden sich zahlreiche gewesene Menschen in den musealen Depots der »Stiftung Preußischer Kulturbesitz«. Die »Mallki von Chuquitanta« ist ein »Grabbündel« aus dieser menschenverachtenden Sammlung. Sie wurde zuletzt 2015 als Vorbote des »Humboldt Forums« in der »Humboldt.box« ausgestellt bzw. bloßgestellt. Das hat den Zorn peruanischer Aktivist:innen entfacht…

Karteikarte der »Stiftung Preußischer Kulturbesitz«
Wenn Menschen eine Nummer zugewiesen wird…

Diese Mallki wurde für die anthropologische Forschung aus einer heiligen Stätte in Peru entführt. Sie vereint zwei Leichname: den eines Mannes und den eines Kindes aus der peruanischen Chuquitanta-Community. Die Zeichnung der Mallki auf dieser Karteikarte wurde auf Wunsch peruanischer Aktivist:innen zensiert, weil sie von Täter:innen angefertigt wurde. Die nachfolgende Zeichnung ist von der Künstlerin Daniela Zambrano-Almidón.

Mallki, Daniela Zambrano Almidón
Bleistiftzeichnung auf Papier, 2020

Rituale für die Mallki

Am Vorabend des »Tages der Toten« 2019 fand im Lustgarten gegenüber dem sogenannten »Humboldt Forum« eine Zeremonie peruanischer Aktivist:innen statt. In einem festlich geschmückten Umzug und mit reich gefüllten Altären zollten sie der Mallki und der Chuquitanta-Community nicht nur Respekt. Sie klagten gleichzeitig auch die rassistische Haltung der »Stiftung Preußischer Kulturbesitz« an, die im selbsterteilten Auftrag anthropologischer Forschung noch immer nicht-weiße Körper entmenschlicht und ausstellt.

Unterzeichnen Sie die Kampagne »DEVUELVE, PE!« Restitución de la Mallki en el Museo Etnológico Berlín (Alemania) a San Martín de Porres (Perú)

2020/21 haben die Künstler:innen Daniela Zambrano Almidón & Pablo Santacana Lopez diese Aktion zu Ehren der Mallki weitergeführt. Hier präsentieren sie ihren filmischen Essay »Contracorriente / Gegenstrom«, der das Humboldt Forum an der Spree und die Gewässer der Heimat der Mallki in Peru miteinander verbindet.

»Contracorriente / Gegenstrom«

Video-Essay, 10:24; spanisch mit englischen Untertiteln. Regie, Produktion, Script and Edition: Daniela Zambrano Almidón & Pablo Santacana López; Basierend auf Gedichten von: »El Río«, Javier Heraud, 1960 and »The Sea is History«, Derek Walcott, 1978. Videoaufnahmen in Lima: Kapaq Sumaq Ayllu, Daniela Zambrano Almidón, Andrés García Gonzáles. Videoaufnahmen in Berlin: Dalís Pacheco. Dank an: „Hermana Killa“ María Rosales, Julián Cirilo Flores, Hermán Salas, Roxana Poblet, Thea Rose Kohrt, Teobaldo Félix Zambrano, Henry Guillén, Santiago Morales and Fredy Barzola. In Kooperation mit: Kapaq Sumaq Ayllu in Chuquitanta, Complejo arqueológico el paraíso – MAD.

»Contracorriente / Gegenstrom« betrachtet das Wasser als lebendigen Zeugen kolonialer Gewalt. Der Film untersucht dabei die Aggressivität des internationalen Extraktivismus, der vom globalen Norden ausgeht und sich gegen die Gesellschaften und Territorien des globalen Südens richtet. Mit einer performativen Aktion entlang der Spree machen die Künstler:innen Zambrano Almidón und Santacana López die Strömungen kolonialer Gewalt sichtbar, die seit der Eroberung Amerikas bis heute für die Zerstörung und Ausbeutung des materiellen und immateriellen Erbes „außereuropäischer“ Gesellschaften verantwortlich sind. Sie zeigen auf, inwiefern sich diese ausbeuterische Ideologie auch innerhalb der Diskurse um museale Ausstellungen von Objekt_Subjekten [objetos_sujetos] widerspiegelt.

Im Mittelpunkt Ihrer Untersuchung steht das Berliner Humboldt Forum an der Spree. In diesem Nachbau des Berliner Schlosses, einem Symbol europäischer Kolonialherrschaft, wird ab September 2021 ein solches Objekt_Subjekt ausgestellt: das „Sammlungsstück VA 28462A“, eine Mallki aus der Chuquitanta-Community, das Grabbündel eines Kindes und seines mutmaßlichen Großvaters. Sie wurden aus einer der vielen indigenen Andengesellschaften des heutigen Peru in Abya Yala (Amerika) geraubt. Selbst ihr Heimatort wird mittlerweile existenziell von einem der größten Industriehafen Perus bedroht. »Contracorriente / Gegenstrom« folgt dem Lauf des Wassers zwischen diesem Hafen und dem Humboldt Forum an der Spree, um die Geschichte dieser Ausbeutung zu erzählen.

¿Qué historias reflejan nuestras aguas? ¿Qué narraciones vierten las corrientes marítimas y fluviales a las a a sus orillas? El agua es testigo vivo de la agresividad del extractivismo internacional ejercida por el norte global contra las poblaciones y territorios del sur global. Las violencias coloniales aún hoy se perpetúan a través de la destrucción y expolio del patrimonio material e inmaterial de los territorios colonizados. Las lógicas coloniales se perpetúan dentro de los discursos y sobre todo en la posesión y exposición de estos objetos_sujetos.