BARAZANI.berlin
Ethische Richtlinien 

Stand 12. April 2021

BARAZANI.berlin sucht nach einem aufrichtigen und angemessenen Umgang mit den generationsübergreifenden Traumata, die Kolonialismus und Imperialismus bis heute verursachen. Wir schließen uns Forderungen nach einer neuen Ethik der Beziehungen zum Globalen Süden an und stellen dessen Perspektiven ins Zentrum unseres Handelns. In diesem Sinne schaffen wir mit BARAZANI.berlin einen Ort des Widerstands; einen Ort antirassistischer Praxis und der künstlerischen Utopie, an dem sich dekoloniale Perspektiven begegnen und verhandelt werden können. 

  • In unserer gemeinsamen Arbeit tun wir alles, um die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, divers-ability und anderen gesellschaftlich marginalisierenden Kriterien sicherzustellen. Nur in einem Klima gegenseitigen Respekts aller Beitragenden ist kreative und produktive Arbeit möglich. 
  • Wir sind uns der Existenz kolonialer, rassistischer und anderer diskriminierender gesellschaftlicher Strukturen bewusst. In unserer Arbeit schaffen wir Bedingungen, damit mögliche, auch unintendierte Diskriminierungen innerhalb des Projekts thematisiert und die Bedürfnisse der Betroffenen adressiert werden.   
  • Weiße Bündnisarbeit (Allyship) beinhaltet für uns, dass spezifisch weiße Perspektiven und Privilegien bewusst gemacht und reflektiert werden und diese Aufmerksamkeit unsere Zusammenarbeit bestimmt.
  • Antirassistische kuratorische Praxis bedeutet für uns, mit BARAZANI.berlin einen Ort des Zuhörens zu schaffen. Wir verpflichten uns zur Übergabe kuratorischer Verantwortung an Stimmen aus dem Globalen Süden und BIPoC, um einer Fortschreibung von Gewalt- und Ausbeutungsverhältnissen entgegenzuwirken. Diese Verpflichtung ist Maßstab unserer Praxis, die zusammen mit allen Beteiligten regelmäßig evaluiert wird. Wir betrachten Kuratieren als gemeinsamen fortlaufenden Prozess, der Vielstimmigkeit fördert und Widersprüchlichkeit aushält. 
  • Künstler:innen dürfen nicht gegen ihren erklärten Willen in BARAZANI.berlin präsentiert werden; bei der Online-Publikation sind Persönlichkeits- und Autor:innenrechte (soweit bekannt) sowie Nutzungs- und Urheber:innenrechte strikt zu beachten.
  • Stereotype oder andere verletzende Darstellungen von Menschen oder Gruppen lehnen wir grundsätzlich ab. Diese erhalten nur Raum, soweit dies von den Beitragenden ausdrücklich gewünscht und der Inhalt kontextualisiert und/oder dekonstruiert wird, um weitere Verletzung und Schaden zu vermeiden. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist essentieller Teil unserer Arbeit. 
  • Wir stellen grundsätzlich die Wissensformen infrage, die die westliche Praxis des Sammelns und Ausstellens hervorgebracht hat und bis heute reproduziert. Die Deklaration von Objekten und / oder Subjekten als ‘Ethnographica’ stellt in ihrem Gestus der Überlegenheit und Fremdbestimmung potentiell immer eine Form epistemischer Gewalt dar. Auch Objekte / Subjekte aus ethnologischen Sammlungen erhalten daher nur Raum, insofern dies die Beitragenden ausdrücklich wünschen und diese kontextualisieren bzw. deren epistemische Implikationen dekonstruieren. 
  • BARAZANI.berlin nutzt Doppelpunkte (:) oder Sternchen (*), um diverse Genderidentitäten in unseren Texten sichtbar zu machen und um binäre Genderkategorien zu denormalisieren. Da der Doppelpunkt (:) auch von Sprachausgabeprogrammen als Gendergap erkannt wird, greifen wir als diskriminierungssensibler virtueller Raum vor allem auf diese Schreibweise zurück.
  • Diese Ethischen Richtlinien bestimmen den Rahmen und die Prinzipien für das gesamte Projekt in seinen drei zentralen Bereichen: Wie arbeiten wir zusammen? Was zeigen wir? Wie wird es gezeigt? 
  • Idee und Konzept des Humboldt Forums im Berliner Schloss lehnen wir grundsätzlich ab und stehen entsprechend für keinerlei Zusammenarbeit zur Verfügung.
  • BARAZANI.berlin verpflichtet sich, diese Ethischen Richtlinien stetig zu evaluieren, weiterzuentwickeln und  fortzuschreiben.